Seniorenkolumne

65 Jahre mit angeborenem Nystagmus: Die Seniorenkolumne von Robert*

Exkurs: Nystagmus in Corona-Zeiten

Na, wer hätte vor einem Jahr gedacht, dass wir derzeit nur mit Mund-Nasen-Maske einkaufen dürfen und die Maskenpflicht, gerade jetzt in der 2. Welle noch weiter ausgeweitet wird. Was kommt da noch auf uns zu?

Da wir mit der Mund-Nasen-Maske unser halbes Gesicht verdecken, ist fast keine Mimik mehr erkennbar, das vertraute Lächeln zum Gegenüber fehlt gänzlich. Das kann viele Unsicherheiten mit sich bringen. Aber es gibt auch positive Nachrichten – zumindest für Brillenträger/innen.

Eine chinesische Studie besagt, dass neben Nase und Mund-Rachen-Raum wahrscheinlich auch die Augen eine wichtige Eintrittspforte für das SARS-CoV-2-Virus sein kann. Hier ging man gezielt der Frage nach, ob es einen Zusammenhang zwischen Brillentragen und Anfälligkeit für eine Coronavirus-Erkrankung gibt. (Mehr Infos zur Studie unter: https://www.aerzteblatt.de/blog/116629/Schuetzen-Brillen-vor-SARS-CoV-2)

Ergebnis: Nur 5,8 Prozent der COVID-19-Erkrankten waren Brillenträger (aufgrund von Kurzsichtigkeit). Das sind wesentlich weniger als der Anteil von Brillenträgern unter der örtlichen Bevölkerung von 31,5 Prozent (in China). Brillenträger sind daher offenbar weniger infektionsgefährdet, wie die Studie zeigt. Hinzu kommt auch, dass eine Brille ihren Träger davon abhalten könnte, sich häufig ans Auge zu fassen.

Verzichten wir in nächster Zeit deshalb auf unsere Kontaktlinsen, die mit einigen Vorteilen verbunden sein können (Steigerung der Sehleistung etc.)? Dazu gibt es ja von mir einen eigenen Beitrag in dieser Kolumne.

Die Brille hat aber auch einige Nachteile, besonders das Beschlagen der Brillengläser beim Tragen einer Mund-Nasen-Maske, das hat jeder Brillenträger schon erlebt. Also Brille abnehmen und mit oder ohne sowieso im Nebel stehen. Das kann bei Kontaktlinsen natürlich nicht passieren.

Nystagmus ist ja leider fast immer mit einer verminderten Sehleistung verbunden. Das heißt für uns, dass wir Personen mit Maske noch weniger erkennen als ohne, da uns der Gesamteindruck oder bestimmte Merkmale fehlen. Das kann natürlich zu weiteren Irritationen führen. Hinzu kommt, dass viele, denen der Führerschein versagt wurde, auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen sind. Das heißt, trotz Maskenpflicht erhöhtes Ansteckungsrisiko in überfüllten Zügen und Bussen. Zuhause bleiben und die Öffentlichkeit meiden ist auch keine Lösung.

Wie können wir nun, wenn wir das überhaupt wollen, bei Begegnungen ein bisschen Ablenkung vom Nystagmus schaffen? Da hilft vielleicht eine „besonders auffällige Mund-Nasen-Maske“, nicht die übliche blaugrüne Operationsmaske. Und vielleicht noch passend dazu ein lustiger Schriftzug.

In der jetzigen schwierigen Zeit werden vielleicht manche unsere kleinen „Problemchen“ als Lappalie abtun. Haben doch z. B. taube Menschen, die von den Lippen ablesen, weitaus größere Schwierigkeiten. Und dann kommen wir und ärgern uns über beschlagene Brillengläser oder andere Irritationen. Ja, jedem das Seine natürlich, auch, wenn mich manches stört, – deshalb bin ich kein Maskenverweigerer!

*Name anonymisiert.